Irland auf Abwegen
Seid ihr jemals mit einer riesigen Vorfreude in ein Abenteuer gestartet, welches sich dann als Reinfall herausgestellt hat? Ich hatte ein solches Erlebnis bei meinem Auslandspraktikum und konnte dennoch einiges daraus lernen.
Ich hatte die Möglichkeit, mein Erasmus-Auslandspraktikum in der Republik Irland zu absolvieren. Auf einem etwas abgelegenen Bauernhof, nahe Limerick, der vom circa 50 Jahre alten Mr. Burke geführt wird, verbrachte ich meine Zeit. Er lebt aber nicht auf dem Hof, sondern hat ein eigenes Haus mit seiner Familie. Auf dem Bauernhof wohnt nur sein 88 Jahre alter Vater mit den ganzen Tieren. Welche Tiere? Bei meiner Bewerbung dachte ich, dass ich auf eine typische irische Dairyfarm, also einen Milchviehbetrieb komme. Zu meiner Verwunderung war der Stall aber leer und es gab auch keine Spur von Tieren bei meiner Ankunft. Auf meine Nachfrage ist mir natürlich alles vom sehr bemühten Senior-Chef erklärt worden. Aufgrund dessen, dass der Betrieb vor ungefähr drei Jahren auf die Mutterkuhhaltung umgestellt worden ist, befinden sich die Tiere auf der Weide. Der Schock saß anfangs natürlich tief und ich brauchte ein paar Tage, um das Ganze erst zu realisieren.
Während meines Auslandsaufenthaltes sind mir sehr viele Tätigkeiten zugeteilt worden. An den ersten Tagen haben meine Aufgaben vor allem aus der Haus- und Hofpflege bestanden, vom Rasenmähen, über Mithilfe beim Verputzen des Hauses oder dem Anstreichen von Metallgattern war alles dabei. Später kamen dann andere Arbeiten, wie das Ausschneiden der Elektrozäune, das Zäunen an sich und verschiedene kleinere Umbauarbeiten am neuen Hauszubau dazu. Abgesehen von diesen Tätigkeiten fehlte mir der Kontakt mit den Tieren und generell etwas mehr Abwechslung. Zu den Tieren wurde ich nur manchmal mit dem Fahrrad geschickt, um nachzuzählen und das Wohlbefinden zu kontrollieren.
Bei einer meiner alltäglichen Zaunausschneidearbeiten hatte ich glücklicherweise die Möglichkeit, mit einem Nachbar etwas zu plaudern, der mir offenbart hat, dass seit der Hofübernahme von Eugene alles nur noch bergab gehe. Des Weiteren, dass er sehr unbeliebt und faul sei und der Hof auch deswegen auf Mutterkuhhaltung umgestellt worden ist.
Meine schönsten Erlebnisse dort waren die verschiedenen Touristenbusausflüge, die ich nur durch eine Fahrt in die Stadt machen konnte, die mir der Senior immer gerne ermöglichte. Dadurch konnte ich den Ring of Kerry, die Dingle Peninsula und die weltberühmten Cliffs of Moher sowie The Burren sehen.
Abschließend konnte ich zwar einiges an neuen Fähigkeiten erlernen, jedoch war es alles andere als ein Praktikum, das ich mir gewünscht habe. Oft gab es auch gar nichts zu tun, aber ich musste einfach bereitstehen für den Fall, dass der Senior wieder Unterstützung benötigt. Nach der Halbzeit brach ich mein Erasmus-Praktikum ab und trat die Heimreise an. Ich denke, es ist die richtige Entscheidung gewesen, oder was meint ihr?




